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16.03.17

Vietnam: im Wahnsinn angekommen (4)

Beitrag 4: Das Outdoor-Paradies Da Lat im zentralen Hochland und die Hauptstadt Saigon (Ho Chi Minh City) (Route)

Da Lat: Etwas träge vom feucht fröhlichen Vorabend in Nha Trang fuhren wir mit dem Bus (4std) in das zentrale Hochland Vietnams. Die Stadt Da Lat ist beliebtes Ziel vieler Touristen, vor allem Einheimischer aus dem "nahen" Saigon.



Die Straße schlängelte sich über kurvige Pässe und die Umgebung wurde zunehmend grüner, umso weiter wir uns von der Küste entfernten. Die Vegetation gleicht erst dem Subtropischen Regenwald aus Phong Nha (bei den Höhlen in Beitrag 2), bei Da Lat herrschten dann aber Pinienwälder vor.

Für den Folgetag buchten wir eine Mountainbike Tour mit "Pine Adventure Travel". Eigentlich wollten wir raften gehen, doch die Wasserstände waren zu niedrig. Wir unternahmen die "Northern 8 Tour" zusammen mit dem Guide Dinh und für die 35km waren mindestens 4 Std veranschlagt.

Zwar hatten wir keine Mountainbike-Erfahrung, aber trotzdem überstanden wir die Tour ohne größere Stürze. Die Strecke führte größtenteils durch Pinienwälder, wobei sich sehr steile Aufstiege (man musste teilweise schieben) und halsbrecherische Downhill-Passagen abwechselten. Nach ein paar Kilometern und der ein oder anderen kleinen Bruchlandung hatten wir den Dreh raus und genossen die Abwechslung von völliger Verausgabung bei 35° am Hang und schnellen Geschwindigkeiten auf den wackeligen Bergab-Fahrten.

Nach Ankunft im Büro des Touranbieters gab es ein vietnamesisches Picknick mit viel Gemüse und leckeren Früchten inklusive nettem Gespräch mit unserem Guide. Wer Mountainbiken mag oder mal rein schnuppern will, dem kann die nervenaufreibende und anspruchsvolle Northern 8 Tour von uns wärmstens empfohlen werden. Wir hatten jede Menge Spaß, ein bisschen Angst + Respekt und kamen ordentlich ins schwitzen.

Geschlafen haben wir im Hostel "Travellers Home". Zwar mussten wir immer mit dem Taxi für 80cent in die Innenstadt fahren, aber die sehr freundliche Besitzerin und das schöne und saubere Zimmer haben dies mehr als wett gemacht. Nach dem checkout wurden uns sogar noch kostenlose Betten angeboten, in denen wir uns nach der Canyoning Tour ausruhen konnten. Anscheinend sahen wir sehr müde aus (zumindest sagte das die Besitzerin). (R)



Serpentinen in Richtung Da Lat


Mountainbike Tour



Am nächsten Tag stand für uns gleich die nächste Tour an: mit dem Anbieter Highland Holiday Tours machten wir eine Canyoning-Tour, in deren Zuge wir u.a. den schönen Datanla-Wasserfall besichtigten.

Wir wurden morgens vom Hostel abgeholt und zum Einstiegspunkt gebracht. Hier bekamen wir unsere Ausrüstung und nach einem ersten Probe-Abseilen ging es los. Wir liefen zunächst einige Zeit durch Touristenmassen, die den o.g. Wasserfall besichtigten, und gelangten schließlich zum ersten richtigen Abseil-Hindernis mit einer Höhe von 18 m. Nachdem wir dieses erfolgreich meisterten, kam der erste längere Fußmarsch, von dem es leider noch mehrere geben sollte. Für einen kleinen Lacher sorgte eine Amerikanerin, die nicht schwimmen konnte und der "niemand gesagt hat", dass man zum Canyoning ins Wasser gehen muss.

So gelangten wir also zu Fuß zur nächsten Challenge: wir seilten uns erneut von einer Klippe ab, diesmal aus 13 m Höhe. Anschließend ging es wieder zu Fuß weiter zu einem kleinen Wasserfall, den wir herunterrutschen konnten. Wir hatten alle unseren Spaß und rutschten mehrmals, danach ging es wieder zu Fuß zum nächsten Highlight: einer Klippe von der man wahlweise aus 7, 9 oder 11 m in das Wasser springen konnte. A. und R. sprangen jeweils aus 7 m Höhe, T. ließ es lieber bleiben aufgrund seiner Erkältung.

Die Natur hier war außerordentlich schön mit üppiger tropischer Vegetation und Sonnenschein.

Danach ging es - zu Fuß natürlich und nicht im Fluss - zur letzten Station der Tour: Abseilen von einer 13 m hohen Klippe in einen Wasserfall hinein, der den bezeichnenden Beinamen "washing machine" trug. Das war definitiv der schwierigste Part der Tour und sehr herausfordernd, hat aber natürlich auch großen Spaß gemacht.

Danach gab es ein kollektives Mittagessen auf einer kleinen Flussinsel und anschließend liefen wir wieder durch Pinienwälder zum Auto zurück.

Resümee: die einzelnen Stationen waren natürlich herausfordernd und toll, aber eine Canyoning-Tour stellten wir uns anders vor, bzw. kannten es anders. Wir bewegten uns quasi nie im Fluss, sondern liefen immer nur am Ufer entlang, um zu den verschiedenen Aktivitäten zu gelangen. Den Großteil der Zeit verbrachten wir mit laufen oder mit warten auf Andere. Also eine ganz nette Tour, aber absolut kein Highlight unserer Reise. (T)



 Canyoning


 Herr R.

 Herr T.


Herr A.

Am Abend ging es mit dem Nachtbus von Da Lat nach Saigon. Abfahrt war um 22uhr und leider kamen wir schon um 3 Uhr nachts in Saigon an. Dadurch, dass der Busfahrer mehrere (unnötige) Pausen einlegte und offenbar vergaß, das grelle Licht zu löschen, konnten wir alle nicht richtig schlafen. Hier hätte sich ein regulärer Tagesbus anstatt dem Schlafbus gelohnt. Völlig übermüdet starteten wir den letzten Tag in Vietnam in Saigon.

Saigon: da wir wie erwähnt bereits um 3 Uhr  (statt wie vom Anbieter angegeben um 6 Uhr) in Saigon ankamen, hatten wir wieder einmal das Problem, "obdachlos" zu sein. Wir klingelten den Hotelangestellten wach, der im 1. Stock auf seiner Matratze nächtigte und checkten ein. Leider hatte er noch kein Zimmer frei. Da er aber nach eigener Aussage sowieso nicht mehr schlafen konnte, stellte er uns seine Matratze zur Verfügung. Da er sich diese aber mit einer noch schlafenden Kollegin teilte, legten wir uns zwangsläufig auf den Boden und "schliefen" noch bis halb 7.

Für den Tag stand eine Besichtigung der Saigoner Tunnels an (Cu Chi). Diese stellten einen wichtigen Teil zur Befreiung des Südens während des Vietnamkriegs (1945 - 1975) dar. Die Tunnels wurden von vietnamesischen Widerstandskämpfern gefertigt und dazu genutzt, sich im direkten Soldatenkampf mit den Amerikanern, die den Süden besetzt hatten, einen Vorteil zu verschaffen.

Nach einem kurzen Wegfrühstück wurden wir (schon wieder) von einem Bus um 8 Uhr am Office des Touranbieters YTC abgeholt. Nach 2-stündiger Fahrt erreichten wir das Ziel.

Schnell bemerkten wir, dass wir nicht die Einzigen waren, die an diesem Sonntag die Tunnels besuchen wollten. Ca. 300 Busse belegten bereits den Parkplatz. Innerhalb des Geländes musste man aufpassen, niemandem auf die Füße zu treten. U.a. Ausgestellte Fallen und deren Funktionsfähigkeit wurden zwar vorgeführt, waren aber leider hinter riesigen Menschenmengen nicht sichtbar. Zudem war die Möglichkeit geboten, mit damaligen MGs oder Sturmgewehren zu schießen. Schießwütige verschossen hier für 1$ / Patrone ihr Geld - nichts für uns. Das Highlight war, einen Tunnel selbst zu durchlaufen. Parallel dazu hallten Schüsse aus großkalibrigen Waffen durch den Urwald.

Am Ende gab es noch einen Propagandafilm zugunsten der vietnamesischen Kriegshelden zu sehen. Erwähnenswert ist letztlich noch das hieraus resultierende Erstaunen einer teilnehmenden Amerikanerin, als sie erfuhr, dass die Amerikaner den Vietnamkrieg nicht "gewonnen" hatten.

Alles in allem keine lohnenswerte Tour, die effektiv nur anderthalb Stunden ging. Es waren viel zu viele Menschen anwesend, außerdem betrug die Gesamtfahrzeit knapp 4 Stunden.

Vorteil des Ganzen: Nun konnten wir nach einem Mittagessen bei MCdonalds endlich unser Zimmer beziehen. Für die nächsten paar Stunden am letzten Tag in Vietnam taten wir uns Ruhe an. Am Abend besuchten wir noch dem äußerst belebten Market von Saigon, um etwas zu essen und endlich die bisher in ganz Vietnam nicht gefundenen Postkarten für die Lieben zu Hause zu besorgen. Allerdings war auch hier die Suche nicht von Erfolg gekrönt. (A)

In Saigon erwartete uns der totale asiatische Verkehrswahnsinn mit 9 Mio. Rollern. Ein auf den ersten Blick unstrukturiertes, willkürliches Drauflosfahren bei dem der, der die lauteste Hupe hat, Vorfahrt beansprucht.


Da es am nächsten Tag mit dem Flieger weiter nach Singapur geht, wurden am Abend noch einige Aktivitäten für den 2-Tages-Aufenthalt herausgesucht.