Als letzte Station unserer Reise durch Kolumbien stand das Amazonas-Gebiet an. Da der Ort Leticia, in dem wir unser Hostel hatten, mitten im Regenwald liegt und keine Straße dort hin führt, mussten wir von Bogota aus dort hin fliegen. Leticia liegt quasi direkt an dem Dreiländereck Kolumbiens mit Brasilien und Peru. Nach der Landung schlug uns gleich die extrem warme und vor allem feuchte Amazonas-Luft entgegen und gab uns einen Vorgeschmack darauf, was uns die nächsten vier Tage erwartet. (Route)
Nachdem wir in unser Hostel (Omshanty) eingecheckt hatten, besprachen wir die Details der Tour, die wir am nächsten Morgen gleich starten wollten. Nach einer relativ angenehmen Nacht unter dem Fliegengitter ging es früh los. Wir trafen unseren Guide samt Übersetzer, und ein Taxi brachte uns zum Hafen, wo es mit einem Boot zunächst auf die peruanische Seite des Amazonas ging. Dort fuhren wir am Ufer entlang und hielten nach Tieren Ausschau. Tatsächlich sahen wir Papageien, Reiher, Adler, Geier, verschiedene kleine Vögel und Schwärme von Schmetterlingen. Die hier heimischen rosa Flussdelfine könnten wir leider nicht entdecken.
Nachdem wir durch einen idyllischen Seitenarm gefahren waren, steuerte unser Kapitän unvermittelt vom Fluss direkt in den (überfluteten) Regenwald. Nach wenigen Metern war klar wieso – wir stiegen in ein Kanu um. Denn die letzte Etappe bis zu unserem Ziel, einem schwimmenden Haus, konnte man nur mit einem kleineren Kanu durch den dichten Dschungel erreichen. Der Wald ist zu dieser Jahreszeit für mehrere Monate dauerhaft mehrere Meter hoch unter Wasser. Auf dem Weg durch die üppige Vegetation sahen wir erneut viele Vögel, Affen, große Schmetterlinge und allerlei kleines Getier wie Würmer und Spinnen. Außerdem gab es schöne Blumen, die man teilweise essen konnte, und die sogar richtig gut schmeckten. Ansonsten hielten wir uns genau an die Anweisung, keine Pflanzen zu berühren, da dort fieses Getier lauern kann, außerdem sind einige Pflanzen giftig bei Berührung und wieder andere mit spitzen Stacheln ausgestattet.
Nach einer sehr interessanten, aber auch anstrengenden Kanufahrt kamen wir an dem schwimmenden Haus an, welches an einem See lag. Es gab Essen und wir entspannten ein wenig in den Hängematten. Am Nachmittag ging es nochmals hinaus auf den See, um die hiesige Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Am Abend versuchten wir unser Glück beim Angeln und fingen sogar einen kleinen Fisch.
Nach dem Abendessen fing es an, extrem stark zu regnen und zu gewittern. Wir dösten ein wenig in unseren Hängematten, bis uns plötzlich ein ohrenbetäubender Schlag aus unseren Träumen riss. Etwa 50 Meter von uns entfernt schlug ein Blitz in einem Baum ein! Ein etwas ungutes Gefühl, so nahe neben einem Blitzeinschlag gewesen zu sein. Aber wir konnten es nicht ändern und warteten ab, bis das Gewitter vorbei zog. Als es so weit war, fuhren wir erneut auf den See hinaus, um in der Dunkelheit Kaimane aufzuspüren. Wir wussten nicht wie, aber unser Guide entdeckte zwei kleine Kaimane (nur ein und zwei Monate alt) mitten im Ufergestrüpp und fing sie mit der bloßen Hand (Tipp für Nachwuchs-Kaimanjäger: Kaiman dauerhaft anleuchten, blitzschnell am Genick packen und dann gleich unter Wasser drücken – unter Wasser öffnen sie ihr Maul nicht, da sie keine Zunge besitzen und sonst ertrinken würden). Nachdem wir die Kaimane auch kurz halten und ein Foto machen konnten, wurden sie wieder in die Freiheit entlassen.
Nach einer mittelguten Nacht in der Hängematte gab es am nächsten Morgen ein gutes Frühstück, und dann ging es wieder mit Kanu und anschließend Motorboot zurück ins Hostel. Hier duschten wir kurz und dann ging es los zum zweiten Teil unserer Dschungeltour: einer Wanderung durch den Regenwald mit anschließender Übernachtung in der Hängematte mitten im Wald.
Unser neuer Guide holte uns im Hostel ab und brachte uns zu seinem Zuhause, ein indigenes Haus im Reservat. Nachdem wir ein leckeres Essen von seiner Familie serviert bekamen und den Zweitkleinsten beim genüsslichen Verzehr von einer dicken (ca. 1x4 cm), noch lebenden Larve bestaunten, ging es los mit der richtigen Wanderung. Der Guide packte sein gesamtes Wissen aus, und es war sehr faszinierend zu sehen, was der Amazonas-Regenwald alles hervorbringt. So ritzte er einen Baum an, dessen Saft gegen Verdauungsprobleme hilft, pflückte eine kokosnuss-ähnliche Frucht, die mit einem nach leckerem Honig schmeckenden Sirup gefüllt war und zeigte uns Ameisen, die, bzw. deren Beißwerkzeuge, man zum Verschließen von offenen Wunden verwenden kann.
Am Nachmittag bauten wir unser Camp mitten im Dschungel auf. Eine Plane als Regenschutz und eine Hängematte mit Moskitonetz: das musste reichen. Nach dem Abendessen ging es noch los zu einem Night Walk, wo man das einheimische nachtaktive Getier wie z.B. Taranteln und Frösche (darunter ein ca. 10 cm großer) beobachten konnte. Wir versuchten uns auch beim Angeln, doch dieses Unterfangen brachte lediglich zwei sehr kleine Fische hervor.
In der Nacht fing es an, heftig zu regnen. Neben dem teilweise eindringenden Regen war es hauptsächlich das heranziehende und über uns verweilende Gewitter, das die Nacht etwas unbehaglich machte. Doch wir überlebten auch dies, und so ging es am nächsten Morgen wieder zurück ins Hostel, wo wir die Tour beendeten.
Am Abend gingen wir noch zum zentralen Park in Leticia und schauten uns ein besonderes Schauspiel an: mit dem Einsetzen der Dämmerung flogen tausende Papageien aus dem Dschungel heraus und trafen sich in den Bäumen des Platzes. Ein beeindruckendes und vor allem sehr lautes Schauspiel.
Am nächsten Tag ging es mit dem Flieger zurück nach Bogota.
Dort besuchten wir vor dem Heimflug am Abend noch den am Rande der Stadt liegenden kleinen Berg Montserrate, von welchem man einen schönen Ausblick auf die Stadt hat.
Das war es aus Kolumbien von Ricardo, Alejandro und Tomaso.