Beitrag (2): Canyons und Tuzkol
Beitrag (3): Kaindy, Altyn Emel und Ili-Delta
Scharyn-Canyon Nationalpark
Nach einer fast schlaflosen Nacht im Duster auf dem Assy-Plateau fuhren wir hinab ins Turgen-Tal und in Richtung der Canyons im Flachland. Beim ersten Mal Tanken freuten wir uns über einen angenehmen Benzinpreis von unter 0,50 € pro Liter. Die Fahrt vom Plateau zur Pforte des Scharyn-Canyons dauerte 4 Stunden. Die letzten Kilometer von der Asphaltstraße zur Pforte müssen auf einer Staubpiste gefahren werden. Hier wird aber fleißig an einer Asphaltstraße gebaut (Stand 2018). Die Staubpiste kann man auch ohne Allrad gut überwinden (10km).An der Pforte (GPS: 43.361671, 79.047699) angekommen, kann man entweder das Auto oben stehen lassen und ca. 2 Stunden den Canyon hinab laufen. Alternativ gibt es auch ein Taxi, das hinunter (und natürlich auch wieder hinauf) fährt. Und als letzte Möglichkeit kann man mit dem eigenen Auto hinab fahren, dazu muss man aber zwingend einen Allrad haben. Die Erlaubnis dafür kostet 2.700 Tenge. Wir fuhren selbst hinab und sahen den Canyon quasi aus dem Auto heraus. Beim Rückweg nach oben mussten wir einen gut 100 m langen, steilen Aufstieg überwinden, was der Duster nur mit ordentlich Anlauf schaffte. Hier war das Geheimnis wieder einmal: mit Vollgas und ohne Mitleid mit Reifen, Stoßdämpfer und Achsen über das Gestein brettern.
Der Weg hinab in den Scharyn Canyon |
Im oberen Bereich des Canyons, welcher auch mit normalen Autos zugänglich ist (kurz hinter der Schranke), gibt es schöne Aussichtspunkte (GPS: 43.353122, 79.069038) auf den Canyon, was man auf jeden Fall noch mitnehmen sollte.
Nach dem Abstieg durch den Canyon kommt man in das "Eco Village". Dort gibt es Bungalows und man kann zelten. Es liegt am Fluss in einer Sackgasse und viel zu sehen gibt es dort nicht, es war dort auch (für kasachische Verhältnisse) sehr touristisch.
Panorama: Scharyn Canyon von oben |
Ausblick auf den Batamak, oberhalb der Abzweigung |
Der Scharyn-Canyon entstand durch den Scharyn-Fluss, welcher sich im Laufe der Zeit durch den weichen, roten Sandstein gegraben hatte. Wind und Wetter taten ihr Übriges, sodass ein beeindruckender Canyon, ähnlich dem Grand Canyon in den USA, entstand. Der Scharyn-Canyon ist zwar nicht ganz so gigantisch die der Grand Canyon, aber ebenso schön und außerdem schließen sich direkt dahinter die schneebedeckten Gipfel des Tien Shan (zu deutsch "Himmelsgebirge") an, was einen verrückten Kontrast schafft und sein Pendant in den USA nicht bieten kann.
Nachdem wir uns den Canyon auch noch von oben angeschaut hatten, fuhren wir zurück auf die Asphaltstraße und suchten die anderen Canyons in der Umgebung. Jeder dieser Canyons sieht anders aus und hat seine eigenen Reize. Aufgrund des schlechten/fehlenden Kartenmaterials bzw. Informationen in Internet und Reiseführer hatte dies den Charakter einer kleinen Schatzsuche. Laut Reiseführer und der Website Caravanistan müsste es jedenfalls noch bis zu vier weitere Canyons in der Gegend geben.
Wir fanden leider nur zwei Canyons. Um zum ersten zu gelangen, muss man in das Dorf Aksay fahren und hier Richtung Norden abbiegen (GPS: 43.218835, 79.114208). Danach fährt man mehrere Kilometer über (gute) Staubpisten, an teilweise verlassenen Höfen vorbei, bis man schließlich an der Abfahrt zum Batamak Canyon ankommt (GPS: 43.349413, 79.127829).
Die durchaus halsbrecherische Abfahrt ist nur mit einem Allrad-Jeep mit hoher Bodenfreiheit möglich. Gute Nerven sind auch von Vorteil, da wir stellenweise aufgrund des dermaßen schiefen Wegs in eine bedrohlich starke seitliche Neigung kamen. Wir fuhren den Batamak-Canyon immer weiter hinab, weiter unten erforderten dann mehrere Engstellen volle Konzentration. Dennoch machte das Ganze großen Spaß und wir kamen schließlich ganz am Ende des Canyons an. Hier befindet sich der sehr wirklich sehr schnell fließende Sharyn-Fluss, an dessen direktem Ufer wir, umgeben von den Felswänden des Canons, die Nacht bei sehr angenehmen Temperaturen verbrachten (GPS: 43.363846, 79.107929).
Scharyn-Fluss am Ende des Batamak Canyons |
Nachtlager im Batamak |
Früh am Morgen ging es den Canyon wieder hinauf. Wir fuhren nicht zurück auf die Asphaltstraße, sondern zuerst noch zu einem Aussichtspunkt (GPS: 43.366656, 79.113396), von wo man eine tolle Aussicht auf den Canyon und den von sattem Grün gesäumten Fluss hat. Außerdem konnte man gut verschiedenste Gesteinsschichten und -färbungen bestaunen. Anschließend ging es weiter über diverse Staubpisten zum Temirlik-Canyon. Eine der zwei Abfahrten in den Canyon befindet sich hier (GPS: 43.366336, 79.150262). Wir fuhren die Abfahrt ein Stück hinunter, hatten vor einer sehr steilen Stelle mit losem Geröll jedoch Angst, das Auto nicht wieder hinauf zu bekommen, weshalb wir uns dazu entschieden, auch einmal unsere Füße zu benutzen und den Canyon zu Fuß zu erkunden. Deshalb liefen wir die restlichen Meter hinab in den Canyon zum Temirlik-Fluss. Kurz nach uns fuhren deutlich schwächer motorisierte, alte Ladas die Strecke hinab und schafften es auch wieder hinauf. Wieder etwas gelernt, nächstes Mal gibts kein Erbarmen mit dem Auto.
Unten am Canyon befindet sich eine schöne Stelle zum Campen, direkt neben dem Fluss zwischen Schilfgräsern und sonstigem Grün. Von dort gingen wir ein paar hundert Meter auf einem Wanderpfad nach links (GPS: 43.368896, 79.155705). Dieser endete jedoch leider schon nach etwa 15 Minuten, was der Schönheit der Landschaft dort allerdings keinen Abbruch tat. Beim Rückweg, als wir aus der Ferne schon Brandgeruch wahrnahmen, konnten wir die schnelle und unkomplizierte Müllentsorgung auf Kasachisch beobachten: Ein paar "Park-Ranger" kamen in ihrem Lada angefahren und reinigten die Campingstelle, indem sie den Müll aus dem Mülleimer einfach auf einen Haufen kippten und verbrannten.
Salzsee Tuzkol
Der Tuzkol (teilweise auch Tuzköl genannt - einfache Übersetzung: Salz-See) war der östlichste Punkt unserer Reise. Die Anfahrt führte über schöne, grüne Pässe und mitten durch viel Steppe - und wie so oft auf unserer Reise änderte sich die Landschaft dramatisch: Von der trockenen, staubigen Gegend um die Canyons herum fuhren wir erst über Steppenlandschaft, dann durch grüne Berge, und dann wieder in die Steppe. Und wie so oft waren die Straßen wie mit dem Lineal gezogen - nie enden wollende Straßen, immer geradeaus.Nach Osten zum Tuzkol |
Als wir uns dem See näherten, konnten wir am Straßenrand schon sehen, dass die Gegend hier deutlich salzhaltiger als anderswo sein muss: was wir anfangs für Schnee hielten, stellten sich bei näherer Betrachtung als Salzfelder heraus. Wir fuhren immer weiter, durch absolut archaisch anmutende kleine Dörfer wo es fast mehr Eselkarren als Autos gab, und durch die Weidegründe von umherziehenden, riesigen Pferdeherden. Am See schließlich angekommen, bot sich zudem ein herrlicher Ausblick auf schneebedeckte Berge, darunter auch auf den höchsten Berg Kasachstans, den Khan Tengri (7010m), welche sich direkt hinter dem See erhoben. In der Abendsonne wurden diese wunderschön rot angestrahlt.
Am See selbst gibt es viele Plätze, an denen man campen kann. Auf der von wilden Gräsern und kleinen Bächen gesäumten Westseite gibt es Süßwasserquellen, welche wir aber nicht genutzt haben. Einige Viehherden weiden in der Umgebung des Sees. Highlight war eine Pferdeherde, die die ganze Zeit über in der Nähe des Zeltes graste. Pünktlich zum Sonnenuntergang galoppierten die Pferde wie aus dem Nichts plötzlich los als gäbe es kein Morgen - wahrscheinlich in eines der Dörfer in der Nähe. Außerdem gab es verschiedenste Vögel: Rostgänse, verschiedene Möwenarten und etliche kleinere Vögel. In dieser sehr schönen, friedlichen Atmosphäre schlugen wir unser Zelt direkt neben dem See auf (GPS: 43.012808, 79.977618).
Am späten Nachmittag kamen noch drei Berittene mit Hunden - keiner weiß ob sie Jobs als Ranger, Bauern oder einfach nur zu viel Zeit hatten - an unser Camp und fragten uns irgendetwas auf Russisch bzw. Kasachisch. Englisch konnten sie natürlich nicht. Wir wissen nicht, ob sie eigentlich eine "Campinggebühr" oder Ähnliches eintreiben wollten, aber da wir sie nicht und sie uns nicht verstanden, war ihnen das wohl zu doof und die Sache hatte sich erledigt.
Nachdem wir am nächsten Morgen den Sonnenaufgang mit frisch gekochtem Schwarztee anschauten, bauten wir unser Zelt ab und verließen diesen schönen Ort wieder.
Panorama vom Tuzkol |
Bei klarem Himmel sieht man den höchsten Berg Kasachstans ganz deutlich |
Feierabend, ab nach Hause |
Sonnenaufgang (die Pferde sind schon wieder da) |