Beitrag (2): Canyons und Tuzkol
Beitrag (3): Kaindy, Altyn Emel und Ili-Delta
Saty / Kaindy-See
Vom Salzsee Tuzkol fuhren wir etwa 4 Stunden in das Dorf Saty. Dieses liegt im Süden, am Rande des südlichen Gebirges an der kirgisischen Grenze, und Luftlinie gar nicht so weit vom Assy-Plateau (auf dem wir die erste Nacht verbrachten) entfernt. Zum Dorf gibt es eine nagelneue Asphaltstraße (die P-16 ab hier: 43.2744484, 78.9463836), auf der man sehr schnell voran kommt. Eine andere Zufahrt zum Dorf, die kürzer erscheint, ist nach unseren Recherchen nicht befahrbar. Nur die letzten Kilometer geht es über Schotter, das dauert und wackelt.Saty ist der Ausgangspunkt für einen Besuch des Kaindy-Sees und der drei Kolsai-Bergseen. Es gibt verschiedene Gasthäuser im Dorf, es spricht aber niemand Englisch. Wir haben in einem Gasthaus genächtigt, welches ein grünes "Hotel" Schild am Zaun hatte (GPS: 43.069597, 78.417958). Es lag direkt an der Hauptstraße. Dort bekamen wir ein 2-Bett-Zimmer, Abendessen und Frühstück für insgesamt 7000 Tenge (18€), inklusive äußerst rudimentärer Sanitäreinrichtungen. Für weitere 2000 Tenge wurde uns eine "Banja" vorbereitet. Da es kein warmes Wasser im Dorf gibt, haben die meisten Häuser eine kleine Sauna-Hütte auf dem Grundstück. Eine heiße Sauna, gepaart mit eiskaltem Quellwasser, das hat selbst den eigentlichen Saunaverweigerer R begeistert. Besser als kalt duschen ist es zudem natürlich auch noch.
Kurz nach unserer Ankunft in Saty fuhren wir zum Kaindy-See (GPS: 42.984857, 78.465557). Die Hinfahrt dauerte eine Stunde. Man braucht einen Allrad-Jeep und gute Nerven. Im ersten Drittel muss ein Fluss durchfahren werden, das Wasser war bei unserer Durchquerung aber nur 30 cm hoch. Danach geht es durch tausende Schlaglöcher zum See. Ca. 500 m vor dem See muss das Auto abgeparkt werden (hier kann man auch campen, picknicken und Pferde mieten). Natürlich kostet der See, so wie die meisten Sehenswürdigkeiten in Kasachstan, ein paar Tenge Eintritt. Die Kolsai Seen besuchten wir nicht.
Im See stehen Stämme abgestorbener Fichten, da bei einen Erdrutsch im Jahre 1911 der Abfluss eines Flusses durch die Erdmassen blockiert wurde. Es bildete sich in dem Tal ein See, in welchem nun noch für absehbare Zeit tote Bäume stehen. Sieht so eigenartig wie schön aus. An einem der Picknick-Tische am Ufer boten uns kasachsische Touristen einen Teil ihres leckeren, selbstgemachten Essens an, was wir natürlich dankend annhamen.
Die Rückfahrt vom See schafften wir in 25 Minuten, weil T ohne Rücksicht auf Verluste und Stoßdämpfer - wie ein echter Kasache - getreu dem Motto fuhr: Je schneller man fährt, desto weniger merkt man die Schlaglöcher. Wir schafften es gerade noch pünktlich zur vorbereiteten Banja.
Altyn-Emel Nationalpark
Stolze 6 Stunden brauchten wir am nächsten Tag in das Dorf Basshi, dem Eintrittspunkt in den Altyn Emel Nationalpark. Vom Gebirge ging es über die Steppe in eine trockene, wüstenähnliche Gegend östlich des großen Quapschaghai Stausees. Wir fuhren durch einige Staub- oder SandstürmeAn diesem Tag herrschte ein Unwetter mit sehr starkem Wind, was uns auch die Hinreise etwas erschwerte bzw. interessanter machte: wir fuhren durch einige Staub- oder Sandstürme, in welchen man nur ein Sicht von ca. 50 m hatte und der Sand nur so auf das Auto prasselte. Mehrere abgebrochene Äste lagen auf den Straßen, Büsche wurden über die Straße geweht.
Sandsturm auf der nagelneuen und leeren Autobahn nach Norden |
kurz vor dem Nationalpark |
Friedhof |
darf er das? |
Wir schafften es dennoch ins Büro der Parkverwaltung in Basshi (GPS: 44.155826, 78.752427), um uns dort eine Parkgenehmigung für den nächsten Tag zu erwerben. Außerdem wurden wir dort an das Gästehaus bzw. Hotel Shindy (GPS: 44.115862, 78,702470) vermittelt, in dem wir die Nacht im gemütlichen Zweierzimmer verbrachten. In der überraschend modernen Parkverwaltung kann man sich mittels Google-Translator verständigen. Uns wurde erklärt, welche Route wir am nächsten Tag fahren sollen (im Park gibt es aber auch Schilder). Es gibt ca. fünf Unterkunftsmöglichkeiten, welche zentral über die Parkverwaltung verteilt werden. Zusätzlich gibt es im Park fünf äußerst schlichte Campingplätze. Nicht zu vergessen die Zecken, welche es im Nationalpark zuhauf gibt - wir sahen zwei sehr große Exemplare auf unserer Tour.
Im "Hotel" gab es Abendessen und eine warme Dusche. Normalerweise braucht man einen Ranger, um sich im Park bewegen zu dürfen. Wir schafften es aber, dies zu vermeiden, da wir ja kein russisch/kasachisch sprechen können und auch sagten, dass wir lieber keinen hätten. Im Nachhinein waren wir sehr froh, den Nationalpark ohne Begleitung auf eigene Faust erkunden zu dürfen.
Am nächsten Tag steuerten wir zwei Orte im Nationalpark an. Dazu sollte man mit einem vollen Tank starten (die letzte Tankstelle befindet sich noch vor Basshi, ungefähr hier: 44.1808306, 78.6802763). Eine Gruppe aus drei Slowaken, die wir am Vorabend kennengelernt hatten und die sich uns anschlossen, quetschete sich auf unsere Rückbank. Sie hatten einen normalen Mietwagen, der nicht wirklich für die Straßen im Park geeignet war.
am Campingplatz nahe Aktau (s.u) |
Wir starteten um 8 Uhr und fuhren zuerst zur Singing Sand Dune (1 Stunde, GPS: 43.8788449, 78.5633364). Die Staubpisten sind in gutem Zustand, man kann (sofern man ein Auto mit genügend Bodenabstand hat) mit Geschwindigkeiten bis 100km/h fahren. Größere Bodenwellen sorgten für ein Achterbahnfeeling und freudiges Glucksen von der Rückbank. Die Slowaken kannten "Alarm für Cobra 11" und freuten sich über ein ähnliches Fahrerlebnis wie in der Serie - aber ohne Unfälle. Auf der Fahrt sahen wir aus der Ferne Antilopen, die aber leider sehr scheu waren und das Weite suchten, sobald wir uns näherten.
Die Düne zu besteigen war wohl die anstregendste Aktion des Urlaubs. 2 m hoch, 1 m runter, sehr starker Wind, sehr viel Sand im Schuh. Aber es hat sich gelohnt. Normalerweise soll die Düne einen tiefen Ton von sich geben - daher der Name - aber bei uns waren wohl die Witterungsbedingungen nicht passend, denn wir hörten nichts.
Anschließend ging es zu einer ca. 700 Jahre alten Weide, welche quasi im Garten eines Familienanwesen steht. Die Kinder dort würden sich bestimmt über einen neuen Fußball freuen, sie spielen nämlich mit einem kaputten Ball (GPS: 43.922228, 78.789565).
Die Weide inmitten des Familiengartens |
Lecker! Heuschrecke! |
Nach einer kurzen Pause am Baum fuhren wir über 100 km zu den nicht so spektakulären Katukau Bergen (zwei Stunden Fahrt - die Abzweigung scharf links (GPS: 43.945866, 79.041128) nicht verpassen!). Dies ist eigentlich nur ein einzelner, großer Fels (GPS: 43.996827, 79.049822). Dort konnten wir eine Schlange sehen, die sich allerdings auch sofort wieder verkroch.
Alles ist rot wenn man vom Katukau-Felsblock am Ende der Straße den Blick schweifen lässt |
Weiter ging es zu den absolut spektakulären Aktau Bergen (1 Stunde, GPS: 43.991324, 79.240251). Die verschiedenfarbigen Berge waren wohl eines der Highlights der Reise. Man kann vom Campingplatz aus zu Fuß in die Berge, zum Beispiel durch den ausgetrockneten Fluss, hinein laufen. Es gibt Millionen an Heuschrecken, sonstige Insekten und verschiedenartige Gesteine. Leider aber auch viele Zecken im Sand. Campen muss man auf relativ harten Staub; Wasser und Strom gibt es natürlich nicht. Nach einem ausgedehnten, einsamen Spaziergang, schauten wir uns den Sonnenuntergang von einem der Hügel mit Blick auf den Campingplatz an.
Aus geologischer Sicht war die Gegend wirklich interessant. Der gesamte "Boden" dort bestand aus gepresstem, sehr bröckeligem Sand bzw. kleinen Steinchen, und zwischendrin befanden sich häufig glitzernde und schimmernde Mineralien (laut den Slowaken könnte dies Silicium sein). Dadurch, dass der Grund so weich ist, konnte sich der Regen sehr einfach hindurchgraben und so die tollsten Formationen entstehen lassen. Die verschiedenen Färbungen taten ihr Übriges, um diesen Ort zu einem ganz besonderen zu machen - man fühlte sich wie auf einem anderen Planeten.
Ili-Flussdelta
Ostufer:Die letzte Station der Reise war der Fluss Ili, und zwar das Ost- und Westufer nördlich ab Quapschaghai. Vom Altyn Emel fuhren wir also nach einer Übernachtung dort ca. zwei Stunden nach Westen. Im Park selbst und auf der Strecke war es sehr stürmisch. Wir sahen in der Nähe des Ili einen waschechten Steppenbrand, welcher vom starken Wind unter gigantischer Rauchentwicklung unbehelligt die Steppe "reinigte".
Die Zufahrt zur Ostseite des Flusses befindet sich hier (GPS: 44.095624, 77.065848, dann weiter über hier: 44.079880, 77.029438)
Große Überraschung für uns: Auf der Strecke hinab zum Fluss gibt es etliche Schildkröten, die teils auf der Fahrbahn liegen. Sie sind durch die gelbliche Farbe der Steppe nur schwer zu erkennen. Also lieber langsam fahren!
Wir schauten uns die in Kasachstan sehr häufig vorkommenden Wandmalereien (Buddha Rock Tamgaly Tas, GPS: 44.0612851, 76.9958185) an und fuhren dann am Fluss entlang nach Süden um einen Rückweg zur Hauptstraße zu finden. Vorweg gesagt: Es gibt nur eine Zufahrt zur Ostseite und zwar die oben genannte. Ganz im Süden der Ostseite, also Nahe des Staudammes in der Stadt Quapschaghai, befindet sich ein Übungsgelände (?) des Militärs (GPS: 44.006805, 77.033565), welches frei zugänglich ist. Dort stehen vor sich hin zerfallende historische Autos, Hubschrauber, Züge und sogar ein kleines russisches Frachtflugzeug. Ein ganz seltsamer Ort: ein riesiges Flusstal, kein Mensch weit und breit, wir inmitten von riesigen, alten Schrottfahrzeugen, und hin und wieder das Quietschen der alten Rotoren, die vom Wind bewegt werden. Absolut verrückt.
Eine Weiterfahrt nach Süden ist übrigens nicht möglich.
Die Nacht verbrachten wir in der Steppe, etwas abseits der asphaltierten Hauptstraße. Wir bekamen an unserem letzten Abend im Zelt einen grandiosen Sonnenuntergang zu sehen (GPS: 44.343886, 76.869441).
Schrottplatz am Ili-Fluss |
Felszeichnungen |
Nahe unseres Nachtlagers |
zum Abschied gab es einen tollen Sonnenuntergang |
Westufer:
Am letzten Tag unserer Rundreise fuhren wir über Quapschaghai auf die Asphaltstraße westlich des Ili-Flusses. An dieser Abzweigung (GPS: 44.051376, 76.946866 über 44.062410, 76.955264) erreichten wir die Filmkulisse "Nomad City" (GPS: 44.0372653, 76.9949981). Dort wurde in romantischer Lage am Fluss eine Festung (aus dünner Presspappe, Stützbalken und viel Lehm) anlässlich eines Filmdrehs aufgebaut, inklusive Katapult-Attrappen. Für 1000 Tenge Eintritt kann man sich innerhalb frei bewegen, auf die Mauern steigen und in die "Häuser" hineingehen. Auch dies war wieder eine sehr seltsame Atmosphäre, so komplett alleine inmitten einer mittelalterlichen Stadt umherzulaufen. Ab 11.00 Uhr störte uns allerdings eine lärmende Schulklasse.
Vom Nomad Filmset fuhren wir in 1,5 Stunden an den See Sorbulak. Dieser ist bekannt für seinen Vogelreichtum (wir sahen hier während unseres kurzen Stopps einen Pelikan, Fischreiher, Adlerbussard, Rostgänse, Schwalben, Raben und etliche verschiedene Möwen) Nachteil an diesem sehr interessanten Ort: es stinkt und es hat abertausende Mücken. An diesen beiden Punkten waren wir: 46.628760, 76.544131 und 43.646478, 76.548152.
Die letzten zwei Tage der Reise verbrachten wir ohne Auto in Almaty. Viel zu sehen gibt es hier nicht außer einige Kirchen und Moscheen und einem kleinen Berg, von wo man eine Aussicht auf die (sehr versmogte) Stadt hat. Ganz interessant ist jedoch die Kulisse, in der man sich befindet, denn direkt neben der Stadt erheben sich schneebedeckte Berge.