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15.03.19

Kolumbien: Salento und Los Nevados (4)

Von Medellin fliegen wir mit einer kleinen Propellermaschine mit nur 21 Plätzen + zwei Piloten nach Pereira. Anschließend nehmen wir ein Taxi nach Salento.

Diese kleine, sympathische und lebhafte Stadt liegt inmitten der "Kaffeezone" und am Rande der Zentralkordilliere, die Teile der Anden, die sich einmal mittig durch Kolumbien ziehen. Auf der einen Seite des Gebirges befindet sich Medellin, auf der anderen Seite die Hauptstadt Bogota.




Kaffeetour:
Wir befinden uns auf ca 2600m über dem Meeresspiegel. In dieser Höhe herrschen Idealbedingungen für den Kaffeeanbau. Die meisten Farmen bieten ein- bis dreistündige Touren über ihre Plantagen an; wir entscheiden uns für die "Mamoto Farm". Die Besitzerin erklärt A und R in den kommenden Stunden vieles über den komplizierten Anbau von Kaffeepflanzen, zeigt uns Tiere (darunter eine Tarantel) auf ihrer Farm und verschiedenste Pflanzen (Avocado- und Orangenbäume, Bananestauden, Eukalyptus...). Anschließend zeigt sie uns, wie man mit einer French Press den perfekten Kaffee herstellt.



Nach der Tour und mit Kaffeebohnen im Gepäck fahren wir in unsere Unterkunft "Finca La Diana". Diese befindet sich 2 Kilometer außerhalb von Salento, etwas abseits der Hauptstraße. Die Anlage liegt im Grünen und Hängematten laden zum Abhängen und Vogelbeobachtung ein. Es fahren alle 15 Minuten Busse auf der Hauptstraße nach/von Salento, in die man von der Unterkunft aus problemlos zusteigen und sich für ca. 35 Cent in die Stadt bringen lassen kann. Die Finca ist etwas schwer zu finden, bietet sehr freundliche, liebenswerte Eigentümer, ein tolles Frühstück und extrem aggressive Gänse.

Am Abend lädt uns der Hausherr spontan zu einem zunächst harmlos klingenden "steam bath" ein. Dies stellt sich jedoch als eine 2-stündige uralte indianische Saunazeremonie heraus, bei der neben einem Zelt, glühend heißen Steinen, Wasser, Beschwörungen in einer alten Sprache, einem Schamanen, auch als "Medicina" betitelte Kräuter eine Rolle spielen. Komplett verrückt und nicht in Worte zu fassen.




Wasserfälle Santa Rita:
Am zweiten Tag in Salento machen wir einen Spaziergang zu Wasserfällen in der Umgebung und nutzen den restlichen Tag, um die weitere Reise zu planen. Außerdem bereiten wir uns für die morgige, zweitägige Wandertour in den Los Nevados Nationalpark vor.



Wandertour "Frailejon Trek":
Die Tour buchen wir bei "Salento Trekking". Für 3 Personen zahlen wir stolze 500.000COP (ca. 140 €) pro Person. Uns begleitet ein weiterer Wanderer aus Holland (erstaunlich hochgebirgserfahren) und unser Guide Jose, der, wie viele Menschen aus Salento, im relativ neuen Tourismusgewerbe arbeitet. Früher hat er in den Bergen, also der zentralen Kordilliere, als Soldat gegen die FARC Rebellen gekämpft.

Bei dieser Wanderung kommen wir alle wirklich an unsere Grenzen. Wir wandern von 2400 m.ü.N.N. auf 4140 m.ü.N.N.! Vom feuchten Regenwald mit allen möglichen bunten Vögeln über Pinienwälder, skandinavisch anmutender Steppenlandschaft bis hin zu unserem Ziel: dem kargen Hochland, in dem die Frailejones, eine dort heimische Pflanze, wächst. Die Höhe ist in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit wirklich mörderisch. Wir müssen ständig Pausen machen (sind aber trotzdem danach sofort wieder erschöpft) und kommen uns vor wie 90-jährige. Doch der zweitägige Aufstieg lohnt sich: das Hochland ist trotz Nebel bzw. Wolken und leichter Höhenkrankheit der Wahnsinn.

Nach einem selten so verdienten Gipfelbierchen gehen wir nun innerhalb von ca. 5 Stunden im Laufschritt wieder bergab, und wir erleben die verschiedenen Vegetationszonen nochmals quasi im Zeitraffer.

Die Nacht zwischen Auf- und Abstieg verbringen wir auf einem Bauernhof (La Argentina) bestehend aus mehreren Barracken und Ställen. Es gibt etliche verschiedene Tiere die ganz witzig anzusehen sind. Strom gibt es nur für ein paar Stunden und die Bewohner kochen Nahrungsmittel aus teils eigener Herstellung im Holzofen für die Wanderer. Sie geben sich große Mühe unter den schlechten Bedingungen (man kommt nur zu Fuß oder mit dem Pferd zur Farm) gute Gastgeber zu sein.

Die harten Fakten:
Tag 1: 13km, 1300 Höhenmeter Aufstieg
Tag 2: 22km, 400 Höhenmeter Aufstieg, 1700 Höhenmeter Abstieg.











Obwohl komplett platt, beschließen wir dann aber am Abend noch, den kolumbianischen Nationalsport auszuprobieren: Tejo. Hier muss man einen Metallklotz auf einige Meter entfernte, mit Schwarzpulver gefüllte Päckchen werfen. Wenn es knallt und raucht, hat man das Spiel verstanden und sammelt Punkte.